Erde

Nein, die Erdachse ist wegen Grundwasserentnahme nicht gekippt

Verschwörungsideologen der Süddeutschen Zeitung und anderer Medien haben vor kurzem eine Studie zitiert, wonach sich durch die Grundwasserentnahme der Menschen der Meeresspiegel angehoben haben und die Erdachse verschoben haben soll. Wir haben uns die „Studie“ angeschaut und festgestellt: Das ist Unfug.

So schreibt die „Studie“, dass der Meeresspiegel aufgrund der Grundwasserentnahme um 6,24 mm gestiegen sei und der magnetische Nordpol sich um 4,36 cm pro Jahr verschoben hätte. Das klingt nach einer interessanten Story, das wollten wir uns angucken. Wir klickten auf die verlinkte „Studie“ und stellten als erstes fest, dass diese nicht in den üblichen Fachzeitschriften veröffentlicht wurde, sondern auf dem Advancing Earth and Space Science Portal (AGU), einem transatlantischen Propaganda und Schwurbelportal mit pseudowissenschaftlichen Behauptungen rund um den Klimawandel und entsprechenden „Sponsoren“. Inhaltlich verantwortlich ist die Wiley VCH GmbH aus Weinheim.

Dann geht es zum Inhalt: Anders als die verschwörungsideologischen Zeitungen behaupten, handelt es sich nicht um eine Studie. Es handelt sich um die Veröffentlichungen von „Forschungen“, die nicht aufgrund eines Studienmodells gefertigt wurden. Doch in der Arbeitsweise der Wissenschaftler um einige Südkoreaner finden sich gravierende Fehler – was auch der Grund sein wird, warum diese Pseudoarbeit nicht in den üblichen Fachzeitschriften veröffentlicht wurde. Zwar schreiben die Wissenschaftler, dass sie andere Faktoren wie etwa die Pol- und Gletscherschmelze rausgerechnet hätten, doch fehlt gänzlich jeder andere Bezug zu natürlichen Ursachen. Die Grundlage der Behauptung ist, dass das Grundwasser entnommen wurde und dann in die Meere und Ozeane gelangt sei. Es hätte daher eine Zuname des Wassers um den Äquator herum gegeben, wodurch es zur Verschiebung der Erdachse, gleichzeitig aber zum Anstieg des Meeresspiegels gekommen sein soll. An für sich schon etwas, was sich widerspricht. Schaut man sich die Meeresströmungen an, erkennt selbst der Laie, dass die Behauptung der äquatorialen Verschiebung der Wassermassen der reinste Blödsinn ist und sich jeglicher Grundlage entbehrt. Auch den Wasserkreislauf scheinen die Schwurbler – so muss man die Südkoreaner nennen – nicht zu kennen oder eher kennen zu wollen.

Was sie machen ist: Sie rechnen zahlreiche Daten zusammen, darunter ebenfalls veraltete NASA-Zahlen, welche 2007 aber wegen eines Softwarefehlers korrigiert werden mussten. Dabei werden aber entscheidende Faktoren außen vorgelassen. Gar nicht berücksichtigt werden natürliche Vorkommen, die die Erdachse regelmäßig ohne Auswirkungen verschieben. Prof. Dirk Gajewski vom Institut für Geophysik an der Universität Hamburg berechnete 2011, dass das damalige Japan-Beben die Erdachse um 17 cm verschoben hätte. Ebenfalls möglich sind solche Verschiebungen durch Plattentektonik (Kontinentalverschiebung), Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschläge und andere Sachen. Nicht aber durch die Entnahme des Grundwassers, denn die Verteilung des Wassers auf der Erde ist im steten Kreislauf.

Jedoch finden diese natürlichen Faktoren in der Untersuchung der Forscher genau so wenig Berücksichtigung wie die natürliche Veränderung der Erdachse selbst. Die Neigung der Erdachse verändert sich nämlich ständig. Circa alle 40.000 Jahre schwankt die Neigung der Erdachse um 2,5°. Durch die Anziehungskraft des Mondes wird die Neigung relativ stabil gehalten. Ohne ihn würde durch die Gravitationskräfte von Sonne, Saturn und Jupiter die Neigung der Erdachse immer wieder zwischen 0° und 85° schwanken. Da sich die Planeten auf Umlaufbahnen befinden und sich ihre Entfernungen zueinander immer wieder verändern, schwankt auch die entsprechende Anziehungskraft. So kommt es auch in kleineren Veränderungen in der Neigung der Erde.

Da dieses Jahr die Wasserknappheit ein abwechslungsreiches Thema bei der transatlantischen Klimalüge sein soll, kommt so eine „Studie“ natürlich genau zur richtigen Zeit und reiht sich ein in die ausgedachten Verschwörungsmythen, mit denen Energiekonzerne unter Mithilfe von Linksextremisten wie den Grünen enorm viel Geld verdienen.